Trudi True

Video Installation, Tel Aviv, 2021

Von 2020 bis 2022 war ich Teil des Home.FFM/TLV Projekts. Ein Austauschprojekt von sechs Frankfurter und sechs Tel Aviver Künstler:innen die sich mit dem Thema Home auseinandersetzten. Dort entwickelte ich die Video – Installation, die sich dem Thema Heimweh und seine Konsequenzen um 1900 widmete. Die entstandenen Arbeiten wurden 2021 in Frankfurt am Main und 2022 Tel Aviv ausgestellt. Dazu erschien ein gleichnamiger Katalog.

Grundlage der Auseinandersetzung für die künstlerische Arbeit Trudi True war Karl Jaspers Promotion (Medizin, 1909 in Heidelberg) über Heimweh und Verbrechen. Mit der Arbeit knüpfte Karl Jaspers an eine Begriffsgeschichte an, die fast zweieinhalb Jahrhunderte als pathologischer Befund behandelt wurde. Eine Reihe durch Heimweh motivierter Kriminalfälle (unter anderem in der Schweiz) wurden Anlass für eine Studie über die psychosozialen Folgen des Verlustes von Heimat.

Die Video-Installation Trudi True, bestehend aus einem Video und vier bestickten Handtüchern, greift das Thema Heimweh fragmentarisch auf und beschäftigt sich mit ihm als pathologisches und sagenhaftes Phänomen.

Ausstellung Frankfurt 2021: https://home-ffm-tlv.com/portfolio_page/elianna-renner-2/

Trudi True, Vier Stickbilder und ein Video 02:21 (loop)

Ein Video und vier Stickbilder aus gebrauchten Geschirrhandtüchern stehen sich im Dialog gegenüber. Die Geschirrhandtücher sind anstatt mit häuslich-traditionellen Sprichwörtern mit feststehenden, lateinischen Begriffen geschmückt, die sich auf medizinische Untersuchungen von Heimweh und Nostalgie beziehen. Diese werden in dem Artikel „Heimweh und Verbrechen“ des Psychiaters und Philosophen Karl Jaspers (1909) beschrieben und spielen auf die Geschichte der Schweizer Krankheit, dem Vorgänger des Heimwehs an. Das Video, das aus einem Postkarten-Bild besteht, repräsentiert eine idyllische-märchenhafte Berglandschaft um das Matterhorn. Wobei das Matterhorn von einem neuen Berg ersetzt wird. Ein flexibler Berg, der über die Fähigkeit verfügt, Trompete zu spielen. Zu hören ist der traditionelle Frutt-Kuhreihen, eine melancholische Melodie, der in der Vergangenheit Heimweh-Effekte nachgesagt wurden. Die Trompete ersetzt das Alphorn und bespielt die Stickbilder, die auf der gegenüberliegenden Wand hängen. Die Installation setzt sich mit der Verst(r)ickung von Nostalgie, Pathologie und einem märchenhaften Heimatbild auseinander.

Der Titel Trudi True darf als Hommage an Trudi Gerster (1919-2013) gelesen werden. Ihre berühmte Märchenerzähl-Stimme beglückte viele Generationen von Kindern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz (so auch Elianna Renner). Trudi Gerster war abgesehen von ihrer Märchenerzähl-Stimme die erste Frau, die 1968 in ein Schweizer Parlament gewählt wurde (am Geburtstag meiner Mutter), und dies vor dem anerkannten Frauenwahlrechtrecht 1971. Trudi Gersters Stimme bleibt unvergessen!